Treffen zu barrierefreien Städten in Prag

Am 27. Und 28. Juni 2016 Fand das 14. Treffen der Arbeitsgruppe Barrierefreie Städte für alle der Eurocities in Prag statt. Diesmal lag der Schwerpunkt beim Zugang für blinde und sehbehinderte Menschen.

Die Tagesordnung war sehr straff, und die folgenden drei Themen waren sehr stark vertreten: das Tschechische System zur Anpassung der Umwelt, das Europäische Barrierefreiheitsgesetz (EAA) und der gemeinsame Raum.

Die Diskussion um das EAA war etwas technisch gehalten und konzentrierte sich auf die Finanzierung. Das größte Problem, das Eurocities in Bezug auf das EAA hat, ist, dass die EU die Städte dazu verpflichten könnte, barrierefrei zu werden, wobei die Kosten jedoch dem jeweiligen Land aufgebürdet werden könnten. Eurocities interpretiert den jetzigen Wortlaut des EAA so, dass alle Städte innerhalb von 6 Jahren nach in Kraft treten des Gesetzes vollständig barrierefrei werden müssten. Dieser Wunsch wird als äußerst unrealistisch empfunden.

Eine interessante Diskussion gab es durch Barcelona über den gemeinsamen Raum. Jede Stadt hat dabei unterschiedliche Ansätze, selbst die Ergebnisse sowie das Maß an Zufriedenheit insgesamt sind sehr unterschiedlich. Geschwindigkeitsbegrenzungen reichen von 10 bis 30 km/h, zudem variiert die Art der zum Eintritt zugelassenen Fahrzeuge sehr stark. Der portugiesische Vertreter führte einen interessanten Punkt an, nämlich dass die Einführung taktiler oder anderer Markierungen in gemeinsamen Räumen lediglich ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, aber sich die tatsächliche Sicherheit dadurch nicht erhöht, sich im Gegenteil eher verringert, da die Person fälschlicherweise annimmt, sie sei sicherer. Das Problem ist, dass die meisten Nutzer davon ausgehen, der Raum gehöre ihnen, und ihn nicht als gemeinsamen Raum ansehen, seien dies Autofahrer, Fußgänger, eine Behinderte Person oder irgendjemand sonst.

Der ganze erste Tag war dem tschechischen System zur Anpassung der Umwelt gewidmet. Es wird von vielen Experten als das beste System weltweit angesehen. Die tschechische Organisation Blind United (SONS) hielt einen 90-minütigen Vortrag mit einem Überblick über verschiedene Sehbehinderungen, Hilfsmittel und Technologien und erläuterte das tschechische System der Anpassung von Umwelt und Umgebung, einschließlich der Nutzung eines sogenannten Transmitters für Blinde. Der Vortrag konzentrierte sich wesentlich auf gute Praxis sowie ihre Bedrohungen. Im Anschluss fand eine “Sightseeing Tour der Anpassungen in Prag” statt, eine zweistündige Demonstration vieler im Vortrag beschriebener Charakteristika, von denen viele über den Transmitter für Blinde aktiviert werden.

Der Vortrag und die Tour waren ein großer Erfolg. SONS bekam viel positives Feedback und viele Anfragen zur Zusammenarbeit. Der Vortrag wurde insbesondere dafür gelobt, dass er informativ war, ohne sich jedoch zu sehr in Technischen Details zu verlieren. Daher hat SONS nicht nur den Vortrag, sondern auch ein vollständiges Transkript der Rede sowie eine Beschreibung der Tour mit jeder Anpassung und vielen weiteren Materialien zur Unterstützung bereitgestellt, die vollständig barrierefrei sind. Sie können sie von folgendem Link herunterladen

https://www.sons.cz/Barrier-Free-Cities-2016-P4003518.html

Das Sitzungsprotokoll und alle anderen Vorträge können hier heruntergeladen werden.

Weitere Auskünfte erteilt Jan Urbánek (urbanek@sons.cz)