Die Art zu bezahlen – Pay-Able und barrierefreie Zahlungsterminals.

In unserer modernen Gesellschaft spielt Technologie eine immer größere Rolle und bietet oft viele Vorteile. Es gibt jedoch auch Nachteile. Zahlungsterminals, also Automaten, wie sie etwa in Geschäften und Restaurants zur Kartenzahlung eingesetzt werden oder Verkaufsautomaten an Bahnhöfen und Kinos sind für Millionen behinderte und ältere Verbraucher in Europa nicht barrierefrei zugänglich. Barrieren gibt es viele, und sie bestehen u. a. darin, dass der Pincode aufgrund von kleinen Tastenfeldern nicht eingegeben werden kann, es beispielsweise in vollen Kaufhäusern Probleme beim Hören der aus dem Automatenlautsprecher kommenden Klänge oder Schwierigkeiten beim Ablesen der kleinen Buchstaben auf dem Bildschirm gibt. Oft wird die Privatsphäre dieser Verbraucher verletzt, da sie im Geschäft Hilfe bei der Codeeingabe benötigen, womit sie anfälliger für Betrug und Diebstahl sind. Dies ist ein ernst zu nehmendes Problem, da wir rasant auf eine bargeldlose Gesellschaft zusteuern, denn die meisten Zahlungen erfolgen per Karte oder sogar Apps auf dem Smartphone. In einer zivilisierten Welt ist es nicht hinnehmbar, dass Menschen vom selbständigen Tätigen ihrer Zahlungen ausgeschlossen werden. In Europa leben 80 Millionen behinderte und nahezu 100 Millionen ältere Menschen. Wenn Europa eine vollständig inclusive Gesellschaft werden will, ist finanzielle Inklusion der Schlüssel.

Design für alle

Das Problem kann gelöst werden. Beispielsweise könnten Zahlungsterminals mit einem Audioausgang, Bildschirmen mit höherem Kontrast, größerer Schrift und festgelegten Plätzen für Tastenfelder versehen werden. Auch könnten innovative Interaktionsmöglichkeiten mit Zahlungsterminals, beispielsweise per Bluetooth oder Nahfeldkommunikation (NFC), Teil der Lösung sein.

Beim Design für Alle geht es um Design für menschliche Diversität, soziale Inklusion und Chancengleichheit. Es ist ein Konzept, um Produkte so zu gestalten, dass sie ästhetisch und von allen so gut wie möglich genutzt werden können.

Pay-Able

Daher freut sich die EBU, an Pay-Able teilnehmen zu können, einer Plattform, die den barrierefreien Zugang zu Zahlungsterminals für alle anstrebt. Als sektorübergreifende, THEMENBEZOGENE Europäische Plattform wird die Initiative von SÄMTLICHEN Europäischen Verbraucherverbänden unterstützt. Pay-Able steht unter der Schirmherrschaft von Herman Van Rompuy, emeritierter Präsident des Europäischen Rates.

Am Mittwoch, den 22. Juni 2016 war der Europaabgeordnete Ádám Kósa Gastgeber der offiziellen Einführungsveranstaltung von Pay-Able, die im EU-Parlament in Brüssel stattfand. Kósa betonte die Notwendigkeit einer inklusiven Gesellschaft, wobei er sich auf seine persönlichen Erfahrungen stützte. “Nicht meine Taubheit verursacht Probleme, sondern die Gesellschaft, die sie als Problem behandelt”, sagte er dem Publikum. Als Mitglied der Kommission für Beschäftigung und Soziales  (EMPL) wurde er vor Kurzem zum Sprecher für das Europäische Barrierefreiheitsgesetz EAA ernannt. Sein Ziel ist es, Zahlungsterminals in den Wirkungsrahmen einzubinden. Mokrane Boussaïd, geschäftsführender Direktor der Europäischen Blindenunion, betonte ebenfalls die Wichtigkeit inklusiver Zahlungsterminals und merkte an: “Aus der Sicht eines blinden oder sehbehinderten Menschen gibt es in Bezug auf Barrierefreiheit und Sicherheit schwerwiegende Bedenken beim Bezahlen an Zahlungsterminals“.

Geht es nach Pay-Able müssen Zahlungsterminals gemäß dem Prinzip Design für alle gestaltet sein. Dadurch ist gewährleistet, das jeder, einschließlich behinderte und ältere Verbraucher, barrierefreien Zugang zu Zahlungsterminals hat.

Für Pay-Able besteht kein Zweifel daran, dass wir einen Standard für Barrierefreiheit für benutzerfreundliche Zahlungsterminals brauchen, damit alle Europäischen Staatsbürger selbständig Zahlungen tätigen können, also Pay-Able werden!

Europäisches Barrierefreiheitsgesetz

Vor Kurzem hat die EU-Kommission ihren Vorschlag für ein Europäisches Barrierefreiheitsgesetz (EAA) veröffentlicht. Der Wirkungsrahmen des Vorschlags umfasst jedoch keine Zahlungsterminals. Daher ruft Pay-Able die EU-Kommission, den Rat der Europäischen Union und das EU-Parlament auf, Zahlungsterminals in das EAA Aufzunehmen.

Klar ist, dass wir einen Standard für benutzerfreundliche Zahlungsterminals brauchen. Eine Standardisierung würde es behinderten und älteren Bürgern ermöglichen, ihr Leben unabhängiger leben zu können. Sie würde eine Gesellschaft erschaffen, an der wir alle, wie unterschiedlich wir auch sein mögen, so gleichberechtigt und unabhängig wie möglich teilhaben können.

Das Streben nach einer inklusiven Gesellschaft verliert aber an Glaubwürdigkeit, wenn eine große Gruppe Bürger nicht in der Lage ist, ihre Zahlungen selbständig zu tätigen. Europäische Standards für barrierefreie Zahlungsterminals sind notwendig, um diese Barrieren abzubauen und eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Einzelne Pay-Able ist.

Schließen Sie sich Pay-Able an!

Wenn Sie eine Interessengruppe, Hersteller oder eine Dachorganisation und der Meinung sind, dass ein Barrierefreier Zugang zu Zahlungsterminals für alle in Europa wichtig ist, wenden Sie sich für weitere Informationen über eine Mitgliedschaft bei Pay-Able an info@pay-able.eu.

Für die neusten Entwicklungen oder Details zur Pay-Able-Plattform, besuchen Sie die Pay-Able-Website.

EBU E-Workshop zu barrierefreien Zahlungsterminals.

Vom E-Workshopleiter Dennis Dondergoor, M. Sc.,
Projektmanager für barrierefreie Zahlungssysteme, Oogvereniging Nederland.

Um den barrierefreien Zugang zu Zahlungsterminals für alle voranzubringen, hat die EBU die themenbezogene Plattform Pay-Able aufgebaut. Offizieller Start der Plattform war am 22. Juni 2016 im EU-Parlament. Sie erhielt die Unterstützung sämtlicher wichtigen Europäischen Verbraucherorganisationen.

Am 17. November 2016 hielt die EBU einen E-Workshop zu barrierefreien Zahlungsterminals ab, der von der EBU-Mitgliederorganisation Oogvereniging (Augenverband Niederlande) moderiert wurde, die bei dieser Kampagne federführend ist. Es Nahmen 20 EBU-Mitgliedervertreter aus 14 verschiedenen Ländern am Workshop teil. Der Workshop bestand aus Vorträgen zu Zahlungsterminals mit Informationen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.

Die Teilnehmer erfuhren etwas zur Geschichte und Gründung von Pay-Able. Auch wurden allgemeine Anforderungen an barrierefreie Zahlungsterminals vorgestellt und erörtert. Diese beinhalten u. a., dass für die Nutzung durch blinde und sehbehinderte Verbraucher gesorgt wird, indem Audioausgänge eingebaut sowie Tastenfelder und der Bezahlvorgang vereinheitlicht werden. Die Anforderungen berücksichtigen auch innovative Bezahllösungen wie mobiles und kontaktloses Zahlen. Die Probleme bei Geräten mit Touchscreens wurden ebenfalls erörtert.

Derzeit betreibt Pay-Able Lobbyarbeit bei EU-Parlament und Europäischem Rat, damit Zahlungsterminals in den Wirkungsrahmen des Europäischen Barrierefreiheitsgesetzes einbezogen werden. Gleichzeitig etabliert Pay-Able einen Dialog mit den Herstellern von Zahlungsterminals.

Während des Workshops stellte Worldline, ein Hersteller von Zahlungsterminals, seine Sicht zu diesem Thema vor.

Ein Bericht über den E-Workshop, die Powerpointpräsentationen sowie ein Audiomitschnitt können unter

https://www.dropbox.com/sh/sktx4xbpr12z43t/AACAfHSaWqV2q6BWLvaxYdNWa?dl=0

herunter geladen werden. (Beachten Sie bitte, dass der Vortrag von Worldline aus Vertraulichkeitsgründen nicht aufgezeichnet wurde).