Neuigkeiten der WBU zum Marrakesch-Vertrag

In Bezug auf den Marrakesch-Vertrag passiert sehr viel auf der Welt, und aufregende Ereignisse zeichnen sich ab. Zunächst wissen die EBU-Mitglieder sicherlich schon, dass die Europäische Union und ihre 28 Mitgliedstaaten auf einem guten Weg zu einer Ratifizierung des Vertrags sind, was bis Oktober dieses Jahres passieren sollte.

Eine weitere wichtige Neuigkeit kommt aus den USA, wo eine Ratifizierung ebenfalls immer wahrscheinlicher wird. Eine Ratifizierung in den USA bedarf einer Zweidrittel-Mehrheit im US-Senat. Im April hat der Senatsausschuss für Außenpolitik eine Anhörung zum Marrakesch-Vertrag abgehalten, bei der ein stellvertretender Außenminister der Trump-Regierung zusammen mit wichtigen Vertragspartnern gesprochen hat. WBU-Mitglied Scott LaBarre sprach im Namen der Blinden und Lesebehinderten der Vereinigten Staaten. Alle anwesenden Senatoren äußerten sich positiv über den Marrakesch-Vertrag und sicherten ihre Unterstützung zu. Auch sei darauf hingewiesen, dass die Trump-Regierung während der Anhörung verkündete, den Vertrag vollumfänglich zu unterstützen.

Verträge sind in den USA nicht selbstvollziehend, weswegen eine Ergänzung des Amerikanischen Urheberrechtsgesetzes notwendig ist, um Marrakesch-konform zu sein. Der für Iowa zuständige Senator und Vorsitzende des Justizausschusses im Senat, Chuck Grassley, und die dienstälteste Senatorin, Diane Feinstein aus Kalifornien, haben das Gesetz S. 2559 vorgestellt, das die entsprechenden US-Gesetze in vollen Einklang mit dem Marrakesch-Vertrag bringen wird.

Bis Ende May hatte der Rechtsausschuss des Senats S. 2559 mit 20 zu 0 Stimmen angenommen, und der Ausschuss für Außenpolitik stimmte einstimmig für eine Ratifizierung des Marrakesch-Vertrags. Diese beiden Maßnahmen befinden sich nun auf dem Weg zum Senat, und man teilte uns mit, dass sie bis Ende Juni beschlossen werden. Das Gesetz zur Umsetzung. S. 2559, muss auch noch durch das Repräsentantenhaus abgesegnet werden, und wir rechnen noch diesen Sommer mit einer Zustimmung.

Wenn die USA und die EU den Vertrag wie erwartet Ratifizieren, werden die Auswirkungen enorm sein. Millionen zugänglicher Werke werden in Dutzenden Sprachen für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen weltweit verfügbar sein. Das ist das wahre Wunder von Marrakesch.

Die WBU nimmt weiterhin am Konsortium für barrierefreie Bücher (Accessible Books Consortium) teil, das durch die Weltorganisation für geistiges Eigentum gesponsert wird. Das ABC hat durch seinen globalen Bücherservice über 200.000 blinde und sehbehinderte Menschen unterstützt. 35 autorisierte Stellen beteiligen sich an diesem Service. Die Zahl wird sich drastisch erhöhen, sobald die USA und die EU den Vertrag ratifiziert und umgesetzt haben. Das ABC führt in elf Ländern Selbsthilfemaßnahmen durch und stellt tausende neue barrierefreie Bücher für blinde und lesebehinderte Menschen her, die bisher unterversorgt waren. Zudem fördert das Konsortium inklusiv veröffentlichte Werke über seinen International Excellence Award und seine Urkunde für barrierefreie Veröffentlichungen. Durch seine Teilnahme an 23 Konferenzen im vergangenen Jahr hat das ABC die Annahme des Vertrages ausdrücklich unterstützt. Intern peilt die WIPO ein Ratifizierungsziel von 100 Ländern bis zum Ende des nächsten Jahres an.

Der Vertrag von Marrakesch ist viel mehr als nur ein Urheberrechtsvertrag. Er erklärt deutlich, dass blinde, seh- und lesebehinderte Menschen ein Recht auf Informationszugang haben. Eine Verwirklichung dieses Rechts führt zu einer echten Alphabetisierung, was sich wiederum in besserer Bildung und einer wettbewerbsfähigen Beschäftigung niederschlägt. Durch den Vertrag von Marrakesch wenden wir die Welt zum Besseren!
Von Scott LaBarre, Vorsitzender
Kampagne für ein Recht zu Lesen, WBU