Beschäftigung von blinden und sehbehinderten Menschen –Schlüssel zur Inklusion

Dies war der Titel unserer jährlich stattfindenden Konferenz, die wir gemeinsam mit unseren Freunden vom Serbischen Blindenverband organisiert haben. Die Konferenz fand in Belgrad statt und es kamen 150 Teilnehmer aus ganz Europa zusammen, um über Herausforderungen und Chancen im Bereich Beschäftigung zu diskutieren. Wie auch in der Belgrader Erklärung, die aus diesem Treffen hervorging, betont wurde, bedeutet Beschäftigung so viel mehr als nur eine einkommensschaffende Tätigkeit, es geht um nicht mehr und nicht weniger als eine Inklusion in die Gesellschaft! Doch wie sieht die Beschäftigungssituation blinder und sehbehinderter Menschen in den unterschiedlichsten Ländern heute eigentlich aus?

Nun, es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass blinde und sehbehinderte Menschen immer noch häufiger arbeitslos sind oder einer prekären Beschäftigung nachgehen als ihre sehenden Altersgenossen. Diese Situation kann noch viel schlimmer aussehen, berücksichtigt man weitere Faktoren wie Geschlecht, ethnische Herkunft oder Mehrfachbehinderungen. Dies sind einige allgemeine Tendenzen und Fakten, aber wissen wir denn genau, wie die Situation aussieht? Bei dieser Frage wird das schon seit langem bestehende Problem deutlich, dass es an vergleichbaren, zuverlässigen und offiziellen Statistiken mangelt, Daten also, die einen vollständigen Überblick über die Beschäftigung blinder und sehbehinderter Menschen in verschiedenen Ländern, Sektoren, Altersgruppen usw. geben können. Dies ist nach wie vor eine echte Herausforderung, wäre aber eine Voraussetzung dafür, dass gezielte politische und unterstützende Maßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigung blinder und sehbehinderter Menschen verabschiedet werden können.

Ich fürchte, dass diese Fokus-Ausgabe keine statistischen Erfassungssysteme einrichten wird, die uns die dringend benötigten Nachweise liefern können. Sie enthält jedoch Neuigkeiten und anregende Artikel, die uns helfen, unsere Bemühungen fortzusetzen, mehr blinde und sehbehinderte Menschen in Beschäftigung zu bringen, sowie eine sehr interessante Untersuchung, bei der unser serbisches Mitglied selbst relevante Beschäftigungsdaten gesammelt hat. Im Bereich Statistik enthält dieser Focus auch einen ermutigenden Artikel von Eurostat über die neuesten Fortschritte und Pläne zur Schließung von Datenlücken bei der Behindertenstatistik. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, wie die Daten aufgeschlüsselt werden können, um auch Blindheit und Sehbehinderung zu erfassen. Mit Interesse werden Sie auch einen persönlichen Beitrag aus Estland lesen, der den raschen Wandel der Beschäftigung durch Technologie und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen beleuchtet. Kurzum, in dieser Ausgabe werden nur einige Schlüsselaspekte von Beschäftigung behandelt, ein Thema, das noch viele Jahre lang ganz oben auf unserer Tagesordnung stehen wird!

Lars Bosselmann

Geschäftsführender Direktor der EBU